Zusammenfassung zum Kurs „Digitale Kamera gekauft, was nun?“: die wichtigsten Einstellungsmöglichkeiten Ihres Fotoapparates (Belichtungszeit, Blendenöffnung, Weißabgleich, ISO-Empfindlichkeit), Fotos im PC verwalten und archivieren.
Kamera:
Die Werbung suggeriert, dass eine höhere Auflösung zu besseren Fotos führt. Tatsächlich werden aber in vielen Kompaktkameras die Auflösungen zwar immer höher aber die Bildsensoren immer kleiner oder bleiben zumindest gleich. Das resultiert in kleineren Abmessungen der einzelnen Fotodioden, die auf dem Bildsensor aufgebracht sind. Die Dicht der Fotodioden wächst also, während die Oberfläche der Fotodioden abnimmt, sodass dieselben weniger Lichtphotonen aufnehmen können. Um das zu kompensieren erhöhen die Hersteller die Empfindlichkeit der Bildsensoren, was aber leider in störendem Bildrauschen (Pixel die in ihrer Helligkeit nicht dem Motiv entsprechen) resultiert. Besonders schlimm ist dieses Bildrauschen bei schlechten Lichtverhältnissen. Eine höhere Auflösung führt also meist zu einer schlechteren Bildqualität, außer der Hersteller vergrößert die Bildsensorfläche oder verbessert erheblich die Sensortechnik. Viele Hersteller setzten dabei auf Rauschfilter die zwar das Bildrauschen entfernen können, aber dafür Bilddetails eliminieren.
Kleiner Handy Sensor (4,5 x 3,4 mm) Format 4:3 | Größerer Spiegelreflex Sensor im DX Format (23,7 x 15,6 mm) Format 3:2 |
Optik:
Ausstattung:
Die Bildgröße der Fotos wird in Pixel angegeben. Nicht jeder Hersteller bezeichnet die entsprechende Einstellung im Menü bzw. in den Funktionen der Kamera gleich. Bei manchen Kameras entspricht die Einstellung der Anzahl der Pixel wie z.B. 3008 x 2000, 1504 x 1000, 1600 x 1200, bei anderen Kameras werden Kennzeichnungen wie L (large), M (medium), S (small) usw. verwendet.
Auch hier gilt das Gleiche wie bei der Bildgröße. Jeder Hersteller hat seine eigene Vorstellung wie die Bildqualität zu bezeichnen ist. Bei manchen Kameras wird die entsprechende Einstellung mit Kennzeichnungen wie z.B. Fine, Normal, Economy usw. angegeben. Einige Kameras fassen die Einstellungen zur Bildgröße und zur Bildqualität in einer kombinierten Einstellung zusammen.
Manche Kameras ermöglichen es sogar festzulegen, in welchem Bildformat das Foto auf der Speicherkarte abgelegt werden soll.
Das Bild wird in der Kamera berechnet. Bei entsprechend hoher JPG-Komprimierung führt das zu Detailverlusten, aber dafür benötigt das Foto weniger Speicherplatz.
Das Bild wird nicht in der Kamera berechnet, es wird nur in Form von Rohdaten und Bildeinstellungen abgespeichert. Die Berechnung also Erzeugung des Bildes muss im PC gemacht werden. Dadurch ergeben sich Vorteile wie: Nachbearbeitung durch Bildbearbeitungsprogramme ohne Verlust möglich, Unabhängigkeit vom Stand der heutigen Technik, Bildmanipulationen lassen sich zurücknehmen.
Das Bild wird in der Kamera berechnet. Keine Detailverluste, aber dafür großer Speicherplatzbedarf.
Vorausgeschickt:
Das Wort Fotografie oder Photographie leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet übersetzt „mit Licht zeichnen“. Die Aufgabe des Fotografen ist es also, mit Licht zu malen. Dabei hat er im wesentlichen drei Parameter zur Verfügung, mit denen er die Belichtung eines Bildes steuern kann: Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert.
Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert stehen im direkten Zusammenhang. Vergrößern wir einen Wert, dann muss ein anderer Wert entsprechend verkleinert werden, sodass eine gleiche Bildhelligkeit erzielt wird.
Es ist z.B. für die Bildhelligkeit irrelevant ob ein Bild mit:
ISO 400, 1/125 s, F11
ISO 400, 1/250 s, F8
ISO 400, 1/500 s, F5,6
ISO 200, 1/125 s, F8
fotografiert wird. Die gestalterischen Unterschiede bzgl. Schärfentiefe, Bewegungsunschärfe und die Qualitätsunterschiede hinsichtlich des Bildrauschens können aber ziemlich unterschiedlich ausfallen.
Mittelmäßige Belichtungszeit: 1/30 s
Je länger die Belichtungszeit, umso mehr Licht gelangt auf den Bildsensor. Je kürzer die Belichtungszeit, umso eher kann man bewegte Motive einfrieren.
Damit eine Aufnahme richtig belichtet wird, müssen Sie sowohl die Belichtungszeit als auch die Blendenöffnung (siehe nächster Punkt) entsprechend einstellen.
Belichtungszeit-Verschlusszeitreihe von lang (Bildunschärfe) nach kurz (scharfes Bild) in 1/sec:
1 – 2 – 4 – 8 – 15 – 30 – 60 – 125 – 250 – 500 – 1000 – 2000
Die Verschlusszeit (in sec) sollte nicht größer als die Brennweite (in mm) sein. Bei einer Brennweite von 60 mm sollte also die Verschlusszeit nicht länger als 1/60 sec sein. Durch den Einsatz von Bildstabilisatoren kann man bzgl. dieser Faustregel die Verschlusszeiten von 1 bis zu 4 Stufen verlängern.
Kleine Blende F11, viel Tiefenschärfe
Große Blende F5.6, wenig Tiefenschärfe
Je größer die Blendenöffnung, umso mehr Licht gelangt auf den Bildsensor. Je weiter offen die Blende ist, umso weniger Tiefenschärfe erhält die Aufnahme.
Blend-Reihe von groß (wenig Tiefenschärfe) nach klein (viel Tiefenschärfe) in 1/f:
1 – 1,4 – 2 – 2,8 – 4 – 5,6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32
Nehmen wir an, die Automatik-Messung der Kamera ergibt eine Belichtungszeit von 1/125 bei einer Blendenöffnung von 1/8 für eine optimale Belichtung der Aufnahme.
Ich möchte eine Szene mit Motiven in Bewegung einfrieren. Darum möchte ich die Belichtungszeit um 2 Stufen verkürzen. Kein Problem, ich verkürze also die Belichtungszeit um 2 Stufen, öffne dafür aber die Blende um 2 Stufen. Dadurch erhalte ich im Endeffekt die gleiche Belichtung der Aufnahme. Ich kann also eine Belichtungszeit von 1/500 bei einer Blendenöffnung von 1/4 verwenden.
Ich möchte das Motiv mit mehr Tiefenschärfe darstellen, sodass sowohl Motive in weiter Ferne als auch nahe Motive scharf abgebildet werden. Ich schließe darum die Blende um 2 Stufen und muss dafür die Belichtungszeit auch um 2 Stufen verkürzen. Dadurch erhalte ich die gleiche Belichtung der Aufnahme. Ich kann also eine Blendenöffnung von 1/16 bei einer Belichtungszeit von 1/30 verwenden.
Reichen die Lichtverhältnisse nicht aus, um die gewünschte Kombination von Belichtungszeit und Blendenöffnung zu erreichen, kann man die ISO-Empfindlichkeit der Kamera erhöhen. Wird die ISO-Empfindlichkeit um eine Stufe erhöht, dann kann ich bei gleichen Lichtverhältnissen die Belichtungszeit um eine Stufe verkürzen oder die Blende um eine Blendöffnung verkleinern.
Bei hohen ISO-Werten und schlechtem Bildsensor verstärkt sich aber das Risiko von Bildrauschen drastisch! Manche Kameras kommen mit den höchst möglichen ISO-Werten ohne weiteres zurecht, andere sind bereits mit der vorletzten Stufe überfordert.
Durch das Einstellen der Brennweite am Objetiv wird der Bildwinkel, der gesehen wird, bestimmt. Zum Beispiel entspricht eine Brennweite von 8 mm (Extremweitwinkel=Fischauge; tonnenförmige Verzerrung) einem Blickwinkel von 180°, eine Brennweite von 50 mm (Normalobjetiv, neutrale Darstellung) einem Blickwinkel von 46° und eine Brennweite von 200 mm (Teleobjektiv, kissenförmige Verzerrung) einem Blickwinkel von 12°. Die Brennweiten sind auf Basis des Kleinbild-Formats (Vollformatsensor=36×24 mm) angegeben. Bei DX, APC-C, Four-Thirds, 2/3“ usw. Sensoren müssen entsprechende Umrechnungsfaktoren (Cropfaktoren) benutzt werden.
Brennweite | FourThirds 17,3 x 13 mm | Canon APS-C 22,5 x 15 mm | Nikon DX 23,7 x 15,6 mm | Kleinbild 36 x 24 mm | Mittelformat 89 x 56 mm |
f=8mm | 107.04° | 118.78 ° | 121.16° | 139.41° | 162.70° |
f=14mm | 75.40° | 88.00° | 90.76° | 114.18° | 150.18° |
f=24mm | 48.53° | 58.79° | 61.18° | 84.06° | 130.93° |
f=35mm | 34.36° | 42.24° | 44.13° | 63.44° | 112.70° |
f=50mm | 24.42° | 30.26° | 31.68° | 46.79° | 92.88° |
f=100mm | 12.35° | 15.40° | 16.15° | 24.41° | 55.47° |
f=200mm | 6.19° | 7.74° | 8.11° | 12.35° | 29.46° |
f=300mm | 4.13° | 5.16° | 5.41° | 8.25° | 19.88° |
Der Blickwinkel in Grad (°) bezieht sich auf die Bilddiagonale und nicht auf den horizontalen und vertikalen Blickwinkel.
Canon APS-C: Crop-Faktor 1,6
Nikon DX: Crop-Faktor 1,5
Bemerkung Brennweiten: Mit Weitwinkelbrennweiten erhält man eine tonnenförmige Verzerrung und gestreckte Proportionen des Motivs. Z.B. werden beim Fotografieren aus der Froschperspektive die Beine einer Person ungewöhnlich lang, während beim Fotografieren aus der Normalperspektive Nasen groß wirken, der Kopf sich nach hinten verjüngt usw.
Die Brennweite, bei der (aus menschlicher Sicht) z.B. Porträts recht natürlich wirken, ist 50-135 mm.
Mit langen Brennweiten kann man sehr weit entfernte Motive formatfüllend abbilden und den Vorder- und Hintergrund optisch näher zusammen rücken lassen.
Interessanter Link: Brennweitenvergleich von Sigma
Durch Einstellen des Fokus wird bestimmt, in welcher Entfernung Motive scharf abgebildet werden. Es bedarf also einer Entfernungsmessung, um den Fokus einstellen zu können.
Die Kamera versucht, das Motiv automatisch scharf zu stellen, also die Brennweite automatisch auf das Motiv einzustellen.
Sie können selbst manuell die Distanz einstellen, in welcher Motive scharf abgebildet werden.
Die Kamera stellt auf unendlich scharf, sodass auch Motive in weiter Ferne scharf abgebildet werden. Das ist z.B. ideal für die Landschaftsfotografie.
Die Kamera stellt so nah als möglich scharf. Das ist ideal für extreme Nahaufnahmen.
Beim Blitz ist zu bedenken, dass er nur eine beschränkte Reichweite hat. Wenn das aufzuhellende Motiv zu weit entfernt ist, schafft es der Blitz nicht. Im Programmautomatikbetrieb ist es in solchen Fällen ratsam, den Blitz trotz wenig Umgebungslicht auszuschalten. Dadurch wählt die Kamera eine längere Belichtungszeit bzw. größere Blende und kann die Aufnahme richtig belichten. Mit Blitz würde die Kamera eine kürzere Belichtungszeit bzw. kleinere Blende wählen, aber da der Blitz es nicht schafft, wird das Foto unterbelichtet ausfallen.
Der Blitz kann auch bei Sonnenlicht eingesetzt werden. Wenn durch den Einfall von Sonnenstrahlen Gesichter halb in der Sonne und halb im Schatten liegen, dann kann versucht werden, mit eingeschaltetem Blitz die schattigen Bereiche aufzublitzen. Zu bedenken ist dabei aber die Blitzsynchronzeit, auch Synchronzeit oder X-Sync. Das ist die kürzeste wählbare Belichtungszeit (Verschlusszeit), bei der der Verschluss eines Fotoapparats kurzzeitig vollständig geöffnet ist. Wählt man einer kürzere Belichtungszeit als die Blitzsynchronzeit, dann hat man nur einen Streifen des Bildes belichtet!
Der Weißabgleich dient der richtigen Farbwiedergabe von Fotos. Viele digitale Fotoapparate stellen Einstellungen wie z.B. starke Glühbirnen (3.000 K), Neonröhren (4.200 K), Sonnenlicht (5.200 K), Blitzaufnahmen (5.400 K), bewölkter Himmel (6.000 K), blauer Himmel (8.000 K) usw. zur Verfügung. Des Weiteren ist es bei vielen digitalen Kameras möglich, einen Wert für den Weißabgleich unter den aktuellen Lichtbedingungen zu messen, indem man eine neutrale (weiße oder graue) Fläche fotografiert. Wenn der Wert für den Weißabgleich optimal eingestellt ist, ergeben sich Farben, so wie sie der Mensch als realistisch empfindet. Stellt man bei neutralen Lichtverhältnissen den Weißabgleich auf Glühbirne ein, dann geht die Software des Fotoapparates davon aus, dass man sich unter orangefrabenem/rötlichen Licht befindet und steuert dem durch Hinzugabe von Blau entgehen. Die Software versucht also ein farblich realistisches Foto zu erzeugen. Weil ich mich aber nicht tatsächlich unter Glühlampenlicht also orangefarbenem/rötlichen Licht befinde, wird die Aufnahme einen Blaustich aufweisen. Stelle ich unter neutralen Lichtverhältnissen den Weißabgleich auf blauer Himmel ein, dann geht die Software des Fotoapparates davon aus, dass ich mich unter blauem Licht befinde und steuert dem durch Hinzugabe von Rot entgehen. Dadurch wird die Aufnahme einen Rot/Orange-Stich aufweisen.
Ich kann also mit dem Weißabgleich die Farbstimmung des Fotos beeinflussen.
Die meisten Hersteller von digitalen Kompaktkameras gehen davon aus, dass ein Nicht-Experte die Kameras bedienen muss. Darum bieten sie meist vollautomatische oder halbautomatische Programme an, die Zeit, Blende, ISO-Wert, Blitz, Weißabgleich usw. automatisch einstellen. Hier nur einige dieser Programme:
Auto | Alles wird automatisch eingestellt. Ideal wenn die Kamera „schussbereit gehalten werden soll“ |
Porträt | Hintergrund unscharf, Hautfarben werden naturgetreu |
Landschaft | Alles scharf, leichte Tendenz zu Blau und Grün |
Makro | Nahaufnahmen, leichte Tendenz zu Rot, kräftige Farb- und Kontrastwiedergabe |
Sport | Kurze Belichtungszeit, um sich bewegende Objekte möglichst einzufrieren, Autofokus wird ständig nachgeführt, Abschaltung der Schärfepriorität zugunsten der Auslösepriorität |
Nachtaufnahme | Lange Belichtungszeit (Stativ empfohlen) |
Nachtporträt | Blitz-Langzeitsynchronisation: bei aktiviertem Blitz orientiert sich die Verschlusszeit am Umgebungslicht, ohne das Blitzlicht zu berücksichtigen. (Stativ empfohlen) |
Sonnenuntergang | Wie Landschaft, aber Belichtung angepasst und wärmere Farben |
Schnee | Schnee bleibt weiß |
Gegenlicht | In dunklen Bereichen bleiben Details sichtbar |
… | Andere Motivprogramme wie z.B. Herbst, Kinder, Baby, Tiere, Kerzenlicht, Party usw. sind meist Ableitungen der Standardprogramme |
Modus P | Programmautomatik: Voreingestellte Kombinationen aus Zeit und Blende |
Modus A, Av | Zeitautomatik: Sie geben die Blende (aperture = Öffnung) vor, die Kamera sucht automatisch die passende Belichtungszeit. Ideal zum Steuern der Tiefenschärfe (kleine Blendzahl unscharfer Hintergrund und umgekehrt) |
Modus S, Tv | Blendautomatik: Sie geben die Belichtungszeit vor, die Kamera sucht automatisch die passende Blende. Ideal um Bewegungen einzufrieren (kurze Zeit) bzw. Bewegungen zu zeigen (lange Zeit). |
M | Manuell: Alles muss selbst eingestellt werden |
Sie bemerken, dass Ihr Foto zu dunkel geworden ist. Nutzen Sie die Belichtungskorrektur, welche bei den meisten Fotoapparaten, ohne in die Tiefen des Menüs eintauchen zu müssen, schnell mittels Drehrad oder Pfeiltasten einstellbar ist. Mit der Belichtungskorrektur geben Sie der Kameraautomatik Bescheid: „bitte etwas heller“ oder „bitte etwas dunker“. Anschließend erstellen Sie das Foto nochmals.
Sie möchten ganz bewusst, dass das Foto warm wirkt, also einen Farbstich bekommt. Schalten Sie z.B. trotz Glühlampenlicht den Weißabgleich auf Neon ein. Dadurch meint die Kamera, sie befindet sich unter blauem Licht und fügt als Ausgleich Rot hinzu.
Sie möchten ein sich bewegendes Tier hinter Gitterstäben fotografieren. Stellen Sie den manuellen Fokus auf die Entferneung des Tieres ein. Damit gewährleisten Sie, dass die Kamera das Tier scharf stellt und nicht die Gitterstäbe.
Tipps für tolle Fotos finden Sie beim Spiegel Online: 10 Tipps für tolle Fotos und Tipps für das Bild der Bilder.
Zum Verwalten, Archivieren und einfachen Korrigieren von Fotos gibt es viele verschiedene Programme. Eines davon ist Picasa von Google. Das tolle an Picasa: es ist Freeware und relativ gut dokumentiert.
Google Picasa:http://picasa.google.de (download, Funktionen, Hilfe)